Die Aktivitäten

Die Aktivitäten des Kompetenzzentrums für arbeits- und sozialmedizinische Prävention, Rehabilitation und Frauengesundheit ergeben sich aus der Schnittmenge an Kompetenzen der beteiligten Institutionen. Sie greifen präventivmedizinische und frauenspezifische Themen in Lehre, Forschung, Fort- und Weiterbildung auf und geben gesundheitspolitische Impulse und Anregungen für die konkrete Versorgungsgestaltung. 
Dem Kompetenzzentrum kommen inhaltlich folgende speziellen Aufgaben zu:

  • Stärkung der Prävention in der Gesundheitsversorgung unter dem Gesichtspunkt  des demografischen Wandels, beispielsweise bei zunehmender Bedeutung chronischer Erkrankungen
  • Untersuchung und Gestaltung von Gender-Aspekten in der Prävention
  • Verbesserung der Gesundheitsversorgung, beispielsweise mit Blick auf eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit und Aspekte des demografischen und gesellschaftlichen Wandels

Lehre

Im Rahmen der landesweiten Kooperation in der arbeits- und sozialmedizinischen Lehre arbeitet das Kompetenzzentrum für arbeits- und sozialmedizinischen Prävention, Rehabilitation und Frauengesundheit mit dem in Mannheim angesiedelten Kompetenzzentrum für Sozialmedizin und betriebliche Gesundheitsförderung zusammen. Im Bereich der arbeitsmedizinischen Lehre koordiniert das Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Versorgungsforschung die landesweite Zusammenarbeit im Kompetenznetz Arbeitsmedizin in Baden-Württemberg. Diese Zusammenarbeit dient der Stärkung und Qualitätssicherung der arbeitsmedizinischen Lehre in Baden-Württemberg. Zugleich übernimmt das Institut die Fachverantwortung für den Bereich Arbeitsmedizin im Item Management System (IMSm), das vom Kompetenzzentrum Prüfungen in Heidelberg entwickelt wurde.

Abgestimmte Lehrinhalte zur Prävention in Bezug auf die Vorgaben der §§ 21 und 70 SGB V, die Vermittlung des Bedarfs geschlechtergerechter und risikogruppenorientierter Versorgungsansätze und eine praxisnahe Unterrichtsgestaltung sind das gemeinsame Anliegen der Partnereinrichtungen und werden in Seminaren u.a. mit genderorientiertem Inhalt gestaltet. Der weitere Ausbau gemeinsamer Lehrangebote ist vorgesehen (z.B. Wahlpflichtfach-Angebot).

Das Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Versorgungsforschung ist in das Angebot eines Masterstudiengangs Versicherungsmedizin der Academy of Swiss Insurance Medicine (asim) am Universitätsspital Basel eingebunden.

Forschung

Die wissenschaftlichen Schwerpunkte des Kompetenzzentrums für arbeits- und sozialmedizinische Prävention, Rehabilitation und Frauengesundheit sind geprägt durch die Ausrichtung und Vorarbeiten der kooperierenden Einrichtungen.

Übergeordnetes Anliegen sind das Thema Prävention und die Klärung der Frage, inwieweit in der Versorgungsrealität Anhalt für geschlechtsassoziierte Versorgungsungleichheiten besteht, welche die gesundheitliche Chancengleichheit beeinträchtigen. Es gilt, fördernde und hemmende Faktoren für die Prävention inner- und außerhalb von Betrieben zu differenzieren und deren mögliche Modifikation zu erforschen. Daneben ist der Einfluss der gesellschaftlichen und sozialen Bedingungen für die Gesundheit der Frau zu qualifizieren und zu quantifizieren. Inner- und außerhalb des betrieblichen Settings sind auf Bedarfsanalysen aufbauende Optimierungskonzepte zu erarbeiten.

Im Kontext des Kompetenzzentrums und im Zusammenwirken seiner Partner werden dazu folgende Themen bearbeitet:

Versorgungsforschung

Aus dem Blickwinkel der Arbeitsmedizin stellt die Zusammenarbeit von Betriebsärztinnen und Betriebsärzten mit Hausärztinnen und Hausärzten ein wichtiges Forschungsfeld dar. Hier gilt es fördernde und hemmende Faktoren zu differenzieren und Möglichkeiten zur besseren Nutzung des betrieblichen Settings für die Gesundheitsversorgung zu entwickeln und zu evaluieren. Daneben gilt das besondere Interesse der innerbetrieblichen Prävention, d.h. der Vermeidung arbeitsbedingter und arbeitsassoziierter Erkrankungen sowie der Sekundär- und Tertiärprävention chronischer Erkrankungen im Betrieb. Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung bis hin zum betrieblichen Gesundheitsmanagement werden mit Blick besonders auf die Primär- und Sekundärprävention entwickelt und evaluiert.

Frauenspezifische Qualitätsforschung erfolgt auf der Basis von im Gesundheitssystem obligater Qualitätsdaten (extern vergleichende, sektorübergreifende Qualitätssicherung, Qualitätsberichte der Krankenhäuser, Qualitätsdaten in Krankenhausinformationssystemen im Rahmen von Total Quality Management) und deren Zusammenführung zu geschlechtsspezifischen Profilen. Die Daten können z.B. als Inputforschung zum Vorsorgeverhalten von Schwangeren verwendet werden, oder zur Untersuchung der Frage, ob Unterschiede bei den Gesundheitschancen werdender Mütter unterschiedlicher sozialer Gruppen bestehen und ob sich psychosoziale und sozioökonomische Faktoren mit diesen Unterschieden verbinden. Hieran können sich Überlegungen anschließen, welche Art von Interventionen durch medizinische Versorgung (health care) und soziale Arbeit oder Public-Health-Konzepte (health policy) zur Reduktion feststellbarer Ungleichheit erfolgen könnten.

Onkologische Versorgungsforschung im Rahmen des Kompetenzzentrums führt die im Comprehensive Cancer Center Tübingen (Südwestdeutsches Tumorzentrum) gewonnenen Erkenntnisse und die Blickwinkel der sozialmedizinischen Forschung zusammen in ein ganzheitliches an der Patientin orientiertes Forschen z.B. zu nachhaltigen Versorgungsstrukturen in der Brustkrebsversorgung oder in der Outcome-Forschung als Teil der Qualitätsforschung.

Versorgungsschwerpunkt Translation: Der Sachverständigenrat im Gesundheitswesen hat in seinem Sondergutachten 2009 Defizite am Übergang von Jugendlichen in die Erwachsenenmedizin festgestellt. Die jahrelange Erfahrung der Universitätsfrauenklinik, in besonderer Weise des Zentrums für genitale Fehlbildungen der Frau, als Teil des Tübinger Zentrums für Seltene Erkrankungen (ZSE), verbindet sich in der Forschung zum Thema mit sozialmedizinischer Systemkompetenz.

Sozialepidemiologische Forschung

Hierzu zählen Sekundärdatenanalysen zur Krankheitslast und Krankheitsverläufen bei Frauen, z.B. zur Situation der älter werdenden Frau im Erwerbsleben, Sekundärdatenanalysen zum Aufzeigen alters- und sozialgruppen-assoziierter Versorgungsdisparitäten, (z.B. zur Situation der Frau und Mutter, von Frauen als Erwerbstätige und pflegende Angehörige) und die datengestützte Entwicklung von Konzepten zur Abwendung krankheitsbegünstigender Lebenssituationen für Frauen und Reduktion des Einflusses von krankheitsfördernden Faktoren auf die Gesundheit der Frau, z.B. am Arbeitsplatz

Forschung in der Versicherungsmedizin

Der Forschung in der Versicherungsmedizin stellen sich komplexe Fragestellungen, die der fachübergreifenden Bearbeitung unter Einbeziehung systemorientierter Aspekte bedürfen. Gerade das Fachgebiet Frauenheilkunde spielt eine große Rolle im Begutachtungswesen in der ganzen Breite der Aufgabenstellung von der Beurteilung zur Leistungsinanspruchnahme bis hin zur Arzt- und Organisationshaftung. Ebenso kommt arbeitsmedizinischen Fragen der Begutachtungspraxis (z.B. Zusammenhangsbegutachtung im Berufskrankheitenverfahren, Beurteilung der Berufsunfähigkeit und Geeignetheit von Arbeitsbedingungen) eine große Bedeutung zu. In diesem Forschungsschwerpunkt werden Schritte in Richtung auf eine evidenz-basierte Begutachtungspraxis ebenso wie eine Standardisierung von Begutachtungen im Zusammenwirken der Partner entwickelt, gemeinsame Forschungsprojekte, auch mit weiteren europäischen Partnern (z.B. Academy of Swiss Insurance Medicine (asim), Universität Basel) sind im Aufbau begriffen.

Näheres hierzu

Fort- und Weiterbildung für Ärzte, Dienstleistungen

Das Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Versorgungsforschung bietet ein breites Spektrum an Fort- und Weiterbildungsangeboten im Bereich der Arbeitsmedizin und Sozialmedizin an. Hierbei erfolgt innerhalb Baden-Württembergs eine Abstimmung von Fortbildungsthemen mit anderen Anbietern wie z.B. Landesgesundheitsamt Stuttgart, VDBW, SAMA, Landesverband Südwest der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, Unfallkasse Baden-Württemberg etc. Teilweise werden Fortbildungsangebot auch in Kooperation entwickelt und angeboten.

Die Frau, ihr Umfeld und die Gesellschaft haben ein Interesse an und Recht auf Information über die gesundheitliche Versorgung für Frauen in den unterschiedlichen Lebensepochen.

Die Umsetzung der Forschungsergebnisse beispielsweise zum Vorsorgeverhalten von Schwangeren (s.o.) in Interventionen (health care und health policy) zur Reduktion festgestellter Ungleichheit lässt sich in themenzentrierter Öffentlichkeitsarbeit und in der Beratung von Entscheidungsträgern unter Zusammenwirken der Partner ausgestalten.

Über die Frauenakademie der Universitätsfrauenklinik und des FFG ist ein Weg gebahnt, Erkenntnisse aus der Zusammenarbeit in Information für Patientinnen einfließen und im Sinne eines Empowerment wirksam werden zu lassen.

Spezielle Beiträge zur Weiterbildung in Zusammenarbeit mit anderen europäischen Partnern (z.B. Universitäten Basel, Wien, Ankara, Istanbul) mit Blick auf besondere Themenbereiche wie Gender, Diversity oder Versicherungsmedizin sind derzeit im Aufbau begriffen.

Vernetzung und Aktionsbündnisse

Die Mitglieder des Kompetenzzentrums arbeiten im Tübinger Kompetenzzentrum Mensch – Gesellschaft – Prävention mit anderen an der Prävention interessierten Wissenschaftlern der Medizinischen Fakultät und Universität Tübingen zusammen. Darüber hinaus kooperiert das Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Versorgungsforschung eng mit dem Forschungsverbund aktivitätsbezogene Prävention Stuttgart – Tübingen (forap).

Über beide Partnereinrichtungen Institut bieten sich Ansatzpunkte zur Zusammenarbeit mit der Industrie, einzelnen Betrieben, der Landespolitik, den Krankenversicherungen oder weiteren Partnern, die sich auch in Forschungsprojekten (z.B. mit dem Aktionsbündnis Patientensicherheit niederschlägt.